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Jazz Manouche Jam Sessions

Lust auf eine Runde zusammen spielen?


Öffentliche Jamsessions

Bisher habe ich hier Werbung für diverse Gypsy Swing Jamsessions gemacht.

Seit einiger Zeit bin ich aber nicht mehr überzeugt von öffentlichen Jamsessions und werde hier in Zukunft auch keine mehr anpreisen.
Ich habe selber ein Jahr lang eine Jamsession organisiert und einiges miterlebt.
Die Idee dahinter ist ja eigentlich gut: Man hat die Möglichkeit gleichgesinnte Musiker kennenzulernen und öffentlich zum Spielen zu kommen, um zu fühlen, wo man musikalisch steht.
Wird es dem Publikum langweilig, so fängt es an zu quatschen.
Ich habe schon einige Jamsessions erlebt, wo das Publikum so laut miteinander geredet hat, dass man die Musiker überhaupt nicht mehr hörte. Gypsy Swing ist nun mal in erster Linie akustische Musik. Nicht einmal die Musiker konnten selber mehr hören was sie spielten, was sehr frustrierend war und sich auch negativ auf die Qualität der Musik auswirkte.

Dann gibt es Jamssessions, wo der Organisator nicht einmal vor Ort ist, um den wilden Haufen Musiker zu koordinieren. Dann tun sich die Möchtegerns gerne hervor, um ihr Ego zu polieren und unterdrücken die bescheidenen Musiker und Anfänger.
Sie wollen dann z.B. nur schnelle Nummern spielen, oder mittelschnelle Nummern extra schnell, so dass andere Musiker nicht mehr mithalten können. So kann nie das Maximum aus der Musik geholt werden.
Wenn man an an eine Jamsession geht, dann weiss man nie, mit wem man auf der Bühne steht. Manchmal sind es Musiker, die zu laute Instrumente haben oder nicht wissen, dass man diese auch leise spielen könnte, damit man die anderen Musiker auf der Bühne auch noch hören kann. Es wird in die Solos reingespielt. Musiker spielen ellenlange Solos und merken nicht, dass das Feuer schon spätestens nach einem Chorus raus war. Da hilft ein theatralisches Rumhampeln mit "Augen zu, Kopf nach hinten legen und hin und her wedeln" leider auch nicht weiter.

Manche Musiker haben echt das Gefühl, eine Jamsession sei der Wilde Westen und es sei da alles erlaubt.
Dabei gibt es klare Regeln, damit ein Jam überhaupt funktionieren kann. Wer diese Regeln nicht kennt, macht die Musik kaputt und nervt die anderen Musiker und das Publikum.
Respekt anderen Musikern gegenüber ist sehr wichtig.
Wenn Profimusiker mit Anfängern gemeinsam ein Lied spielen wollen, das vielleicht der eine oder andere noch nicht so gut kennt, dann ist es wichtig, gut auf den anderen zu hören und auf ihn einzugehen, was aber gerade für Anfänger schwierig ist, da sie sich noch zu sehr auf ihr eigenes Spiel konzentrieren müssen.


Sinti Jamsessions

Ich hatte die ein paar Mal die Ehre, mit Sinti zu musizieren. Ich habe ausnahmslos alle Sinti-Musiker als sehr liebevolle und einfühlsame Menschen erlebt. Viele sind sogar eher schüchtern und zurückhaltend. Aber wenn sie Musik machen, dann kommt das Feuer aus ihnen heraus und sie spielen wie die Götter. Ich habe jedoch noch keinen Sinti erlebt, der sein Ego auf der Bühne raushängen lassen musste, auch wenn er mit Abstand der beste Spieler in der Runde war (Vielleicht gerade deswegen?).
Sinti haben klare Regeln, wenn sie miteinander jammen.


Private Jamsession

Ich empfehle deshalb: Rufe ein paar Kumpels an und mache eine private Jamsession. Vielleicht am Wochenende, an einem Geburtstag oder einfach so, um gemeinsam gemütlich zu musizieren. Vielleicht draussen am See oder im Wald mit Barbeque. Schöne Orte gibt es überall für akustische Musik.
Da kann man aufeinander eingehen, man hört sich und man spielt nur mit Leuten, die man mag und die sich freuen, dass man mit dabei ist!

Gründe mit den Musikern, mit denen du dich wohl fühlst, eine Band und übt dann zusammen gemeinsame Lieder ein. Organisiert auch Konzerte.
Ich bin überzeugt, dass das Publikum sich über euren Auftritt freut und gerne bereit ist, gutes Geld für eure Musik zu bezahlen.

Wer Gypsy Swing Musiker sucht, darf mich gerne kontaktieren. Vielleicht kenne ich den einen oder anderen, der in der Nähe wohnt und auch gerne gemeinsam Jazz Manouche spielen möchte.



Ablauf und Regeln an einer Jam Session (öffentlich wie privat)

Im Jazz ist an einem Jam alles geregelt unter den Musikern, denn ohne eine Regelung des Ablaufs würde an einem Jam Chaos entstehen und die Musik würde ungeniessbar für die Zuschauer, wie auch für die Musiker.

Die hier vorgestellten Regeln sind nicht in Stein gemeisselt. Sie beruhen auf Beobachtungen und der natürlichen Hierarchie. Es sind Vorschläge, die das Gelingen einer Jam Session ermöglichen sollen.

Derjenige, der das Thema spielt, macht vorzugsweise auch das Intro, sofern er eines kennt. Er ist dann der Leader dieses Songs.
Mit dem Intro gibt er auch gleich das Songtempo an. Ein Intro muss klar sein und rhythmisch korrekt auf die Eins des Songs hinführen.

Nach dem Thema spielt (der gleiche) Musiker sein Solo über so viele Chorusse (ein ganzer Durchgang des Liedes), wie er ein gutes Solo spielen vermag.
Ca. 4 Takte vor dem Beenden seines Solos gibt der Solist das Solo weiter, durch einen Blickkontakt zum nächsten Musiker in der Runde. Falls dieser jedoch nicht solieren will, gibt er das Solo mittels Blickkontakt an einen anderen Musiker weiter.

So kommt jeder Musiker dran mit Solieren.

Der Leader könnte die Reihenfolge der Solos auch vor dem Beginn des Songs ausmachen.
Meistens hat oder übernimmt jemand an der Jam Session die Führung und verteilt die Solos im Voraus oder delegiert z.B. durch Blickkontakt und Kopfnicken die Solos gleich während des Spielens.
An einer Bandprobe wäre dies automatisch der Bandleader. An einer Jam Session ist es vermutlich Derjenige, der die meisten Themen spielen kann oder die Jamsession organisiert hat.

Sind alle Musiker durch mit Solieren (den Bassisten nicht vergessen), dann spielt der erste Musiker wieder das Thema zum Abschliessen des Songs.

Der Themaspieler ist auch verantwortlich für einen guten Schluss und hat das letzte Wort.
Meistens ist es eine spritzige Linie über die allerletzten zwei oder vier Takte.
Das spielen eines guten Schlusses ist wichtig, denn es ist der letzte Einduck, den der Zuhörer mit nach Hause nimmt.

Manchmal wird eine Solistische Einlage vor dem letzten Thema eingebaut, bei der die Solisten ihre Solos nur jeweils vier Takte lang anspielen, in der gleichen Reihenfolge wie vorhin im Song. Diese Einlage wird mit dem Ansagen von "Four Four" durch den Song Leader (oder Jam Session Leader) eingeleitet.


Musikalisches

Für das Gelingen einer Jam Session ist eine geregelte Lautstärke mitverantwortlich. Spielen mehrere Gitarristen gleichzeitig den Rhythmus, so sollten sie auf zwei Dinge besonders achten:
- den Schlag auf den Punkt zu spielen und
- dass die Rhythmustruppe den Solisten satt unterstützt, aber nicht unterdrückt.
Hat man einen soliden Bassisten in der Truppe, so sollte man sich rhythmisch nach ihm richten.

Es spielt auch eine Rolle, wo man sitzt. Bei einem Jam unter Freunden sitzt man am besten im Kreis. Blickkontakt ist wichtig.
Versucht auch mal die Bestuhlung nebeneinander im Halbmond wie auf einer Bühne aus. Es macht einen grossen Unterschied, wer links und wer rechts von dir sitzt. Die Gitarre zu deiner Linken wird laut sein und die Gitarre zur Rechten wirst du kaum hören können.
Pobiert unterschiedliche Sitzordnungen aus. Es lohnt sich.

Selbstverständlich ist es wichtig, als Rhythmusspieler immer sauber im Takt zu bleiben. Es kann doch immer mal vorkommen, dass man ein Blackout hat und rausfällt. Dann ist es aber wichtig, dass man den Rhythmus weiter spürt und schlägt, während man in Gedanken den richtigen Akkord sucht.


Christian Ruh - info@jazzmanouche.ch - Mobile 076 517 95 50